(von links) Annett Gallwas, HNB Regierung der Oberpfalz; Dr. Hanaleena Pöhler, UNB Stadt Regensburg; Franz Graf, Schäferbetrieb Kollerhof; Jürgen Huber Bürgermeister Stadt Regensburg; Martian Prielmeier, LPV Regensburg; Christian Wanninger, Alte Kapelle Stiftung. Gemeinsam genoss man schon mal einen Vorgeschmack der Produkte der Winzerer Hänge in Form von Käse und Wein.
Auf den Winzerer Höhen tut sich was! War und ist der fruchtbare Schwemmboden in der Ebene schon von jeher der Lieferant des Gemüses für die Stadt, so verloren die Hänge zunehmend ihren Nutzen für Obst- und Weinbau. Zwar ist der Wein des Stadtgartenamtes und auch verschiedener kleinerer Winzer im Vormarsch, aber von den ehemals zahlreichen Obstgärten ist leider nicht mehr viel zu sehen. Ein Großteil ist von Gebüsch überwuchert. Ein außerordentlicher Artenreichtum an Tieren und Pflanzen geht Stück für Stück verloren.

Dem soll aber jetzt mit dem Biodiversitätsprojekt „Juradistl – Vielfalt im Oberpfälzer Jura“ des Landschaftspflegeverbandes entgegengewirkt werden und davon machte sich Bürgermeister Huber am Donnerstagmorgen ein Bild. Käse solls richten! Ja, richtig gelesen. Ein Glücksfall für das Biodiversitätsprojekt ist die Hofkäserei Graf/Koller aus Schwaighausen. Aus der Milch von Schafen, Ziegen und Kühen stellt der Biobetrieb hervorragenden Käse in der hofeigenen Käserei her. Und natürlich brauchen die Tiere auch Futter, im Sommer frisst das Jungvieh idealerweise auf der Weide. Und hier treffen sich die Interessen von Artenschutz und Lebensmittelerzeugung.

Hofkäserei Graf/Koller

„Jahrhundertelang ging die Landschaftsgestalt mit der landwirtschaftlichen Nutzung einher“, erklärt Martina Prielmeier vom Landschaftspflegeverband Regensburg e. V., „und ebenso die Artenvielfalt“. „Früher war die landwirtschaftliche Produktion an den natürlichen Gegebenheiten orientiert und ohne Dünger und Pestizide entwickelte sich eine überaus reiche Kulturlandschaft. Bunt blühende Wiesen, in denen es vor Insekten nur so schwirrte sind für so manche jenseits der 40 leider nur noch eine verklärte Kindheitserinnerung“, so Prielmeier. Schon seit einigen Jahren aber zeichnet sich der Trend ab, dass man zurück zum Ursprünglichen möchte und die Lebensmittelskandale haben deutlich gemacht, dass ökonomisch optimierte, anonyme Massenproduktion nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. „Mir ist es die größte Freude“, so Prielmeier weiter, „dass wir in diesem Projekt nicht Naturschutz für sich isoliert betreiben, sondern dass wir wieder eine traditionelle Landbewirtschaftung in Gang setzen können, die dem Artenschutz gerecht wird“. Jürgen Huber stimmte dem gänzlich zu und wies darauf hin, dass man die Bevölkerung mitnehmen müsse.

„Ziel des Naturschutzes ist der Erhalt der außerordentlich artenreichen Magerrasen. Durch Nutzungsaufgabe der landwirtschaftlich unrentablen Flächen wachsen die wertvollen Biotope zu und verlieren einen Großteil der vom Aussterben bedrohten Arten“, erklärt Annett Gallwas von der Regierung der Oberpfalz, über die die Projektfinanzierung läuft. „Seit die Stadt Regensburg Mitglied im Landschaftspflegeverband ist, versucht man gemeinsam den Trend zu stoppen“, fügt Dr. Hannaleena Pöhler von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt hinzu. „Dies leistet der Landschaftspflegeverband bisher mit Fördermitteln aus dem Landschaftspflegeprogramm des Freistaats Bayern. So konnte über die Jahre der Biotopverbund auf den Winzerer Höhen weiter ausgebaut werden“, so Pöhler weiter.

Durch das Projekt Juradistl – Vielfalt im Oberpfälzer Jura ist es möglich, eine Beweidungskonzeption erstellen zu lassen, die die Belange der Landwirtschaft mit denen des Naturschutzes verbindet. „Die Beweidung solcher Flächen ist mit großem Aufwand verbunden, noch dazu, wenn auch Naturschutzauflagen einzuhalten sind. Für den Betrieb muss es aber auch praktikabel sein, sonst können wir das nicht langfristig machen“, erklärt Franz Graf, der mit seiner Frau Ruth die bereits kleinflächige Beweidung ausdehnen möchte. Deshalb soll jetzt mit dem Büro landimpuls die Quadratur des Kreises gelingen. „Das ist möglich“, erklärt Thomas Schwarz, Agraringenieur von landimpuls. „Wir beraten den landwirtschaftlichen Betrieb individuell und vermitteln staatliche Förderprogramme, die die naturgemäße Bewirtschaftung honorieren. In der nächsten Zeit werden wir verschiedene Flächenbesitzer kontaktieren und wir hoffen, dass möglichst viele ihre Flächen zur Verfügung stellen.“ Bisher waren die Erfahrungen gut, die Leute wollen die ursprüngliche, offene Landschaft wieder. Als ein Vertreter der Besitzer ist Christian Wanninger vom Kollegiatstift Alte Kapelle mit dabei. Er freut sich, dass die Flächen gepflegt werden und der Artenreichtum erhalten bleibt. Bei einem Glas Winzerer Wein und Käse des Betriebs Koller waren sich am Schluss alle Einig, hier schließt sich ein Kreislauf zum Wohle aller und Bürgermeister Huber versicherte: „Solche Projekte möchte ich nach Kräften unterstützen und es verdient höchste Anerkennung, wie der Betrieb Graf im Einklang mit der Natur wirtschaftet“.