Fachleute und Praktiker tauschen sich rege aus (im weißen Hemd vorne links Josef Rupprecht, mitte mit Hut Thomas Koller und rechts außen Ludwig Lichtinger)
Das Interesse ist groß, im Bodenschutz beim Kartoffelbau voranzukommen
Foto: LRA/Prielmeier
Petzkofen (RL). Zwischenfrüchte und Mulchsaat sieht man mittlerweile in der heimischen Flur immer mehr. Manch unbedarfter Betrachter wundert sich, wenn im Spätherbst noch hektarweise Raps oder Sonnenblumen auf den Feldern blühen. Auch die Saat von Mais und Zuckerrüben hat sich geändert. Früher brachte man die Samen in feine, braune Erde aus. Heute säen immer mehr Landwirte im Frühling direkt in die abgefrorene Winterbegrünung. Nur bei Kartoffeln scheint es bisher noch schwierig zu sein, diese Arten der bodenschonenden Bewirtschaftungstechniken anzuwenden. Dabei wäre es hier besonders wichtig.

Das betonte auch Johannes Hebauer, Behördenleiter des Landwirtschaftsamtes Regensburg, bei seiner Begrüßung zur Mulchsaat-Nachbetrachtung am Dienstag letzter Woche in Petzkofen, zu der das Amt in Kooperation mit dem Landschaftspflegeverband Regensburg, dem Erzeugerring Oberpfalz und dem Fachzentrum Agrarökologie Amberg im Rahmen der Initiative boden:ständig geladen hatte. Auf das Feld von Ludwig Lichtinger waren gut 35 interessierte Kartoffelbauern gekommen, um das Ergebnis der Mulchsaat des Vorjahres in Augenschein zu nehmen und ausführlich zu diskutieren.

Bürgermeister Jurgovsky war erfreut über das große Interesse und betonte, dass die Überschwemmungen und Verschlammungen, wie sie in Niederhinkofen und Hellkofen bei Starkregen schon passiert seien, auf allen Ebenen angepackt werden müssten. Jeder Landwirt könne in der Bewirtschaftung dazu beitragen, dass möglichst viel Wasser und Erdreich im Acker gehalten wird, statt Ortschaften und Siedlungen zu verschmutzen. Die Gemeinde könne wo möglich bauliche Maßnahmen realisieren. Auch hier leiste die Initiative boden:ständig wertvolle Unterstützung, denn solche Maßnahmen brauchen Flächen und davon müsse man die Landwirte überzeugen.

Martina Prielmeier vom Landschaftspflegeverband, die das Projekt im Auftrag des Amtes für Ländliche Entwicklung koordiniert, war begeistert von der Entwicklung der bodenschonenden Mulchsaat über die letzten beiden Jahre im Gebiet. Besonders dankte sie Landwirt Ludwig Lichtinger, der sich spontan bereit erklärt hatte, den Anbauversuch zu realisieren und zwar auf einer Fläche auf der Zwischenfrucht und Mulchsaat Schwierigkeiten erwarten ließen. „Wenn, dann machen wir das gescheit,“ zitierte Prielmeier Lichtingers Engagement, „auf den einfachen Flächen habe man ja keinen Erkenntniszugewinn“. Lichtinger holte auch Thomas Koller ins Boot, einen Pionier der Kartoffel-Mulchsaat aus Niederbayern. Diese Einstellung sei sehr wichtig, betonte Prielmeier, um Lösungen zu finden angesichts der vermehrten Starkregen im Wechsel mit längeren Trockenphasen.
Nach Abschluss der boden:ständig Bestandsanalyse würden nun besondere bauliche Lösungen direkt mit den Landwirten diskutiert, die alle auf Freiwilligkeit basierten. Und auch hier seien die Landwirte sehr kooperativ.

Nach Lichtingers Ausführungen zur Vorfrucht, Ausbringung der Mulchsaat und dem Legen der Kartoffeln gab es einen angeregten Austausch über Probleme und Lösungsmöglichkeiten. Josef Rupprecht vom Fachzentrum Agrarökologie und Sebastian Betz, Kartoffelexperte des Erzeugerrings standen fachlich zur Seite und so mancher Praktiker berichtete von bereits gemachten Erfahrungen und wie Probleme zu lösen seien. Es war spürbar, die Brisanz des Themas ist bei den Landwirten angekommen. Besonders Kartoffeln brauchen den Mulchschutz, da sie im Frühling lange ohne Deckung sind. Der Termin hat hier wichtige Bausteine dafür, wie es in der Praxis gelingen kann, beigetragen.

Ihr Ansprechpartner

Tobias Fuchs

M.Sc. Regionalmanagement

boden:ständig, Labertal-Projekt, Juradistl, Öffentlichkeitsarbeit

Telefon: 0941/4009-252
E-Mail: tobias.fuchs@lra-
regensburg.de

Hintergrundinformation
boden:ständig ist eine Initiative der Bayerischen Verwaltung für Ländliche Entwicklung in Zusammenarbeit mit den Ämtern für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten zur Vermeidung von Erosion und Verbesserung der Gewässer.

boden:ständig setzt auf eine Partnerschaft von Landwirten, Gemeinden und Fachverwaltungen. Im Projektgebiet in Hellkofen und Niederhinkofen in der Gemeinde Aufhausen können bauliche Maßnahmen über die Ländliche Entwicklung gefördert werden. Anbauintegrierte Maßnahmen können über das Kulturlandschaftsprogramm der Landwirtschaftsverwaltung gefördert werden. Der Landschaftspflegeverband Regensburg e. V. ist vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz mit der Koordination von mittlerweile drei Initiativen beauftragt.

www.boden-staendig.eu