Verband erreicht neuen Umsatzrekord – Struktur der Finanzierung muss angepasst werden

Jahresbericht 2020

Das Arbeitsjahr 2020 hat für den Landschaftspflegeverband einen großen Einschnitt gebracht. Allerdings nicht wegen der globalen Corona-Krise, sondern wegen der notwendigen steuerlichen Umstellung des Verbandes. „Unsere Landschaft ist uns viel wert. Diese Wertschätzung wird auf allen politischen Ebenen geteilt und sichert dem Landschaftspflegeverband Regensburg e. V. (LPV) durch verschiedenste Förderprogramme und zufriedene Mitgliedskommunen die finanzielle Grundlage der Arbeit „ ist sich erste Vorsitzende Tanja Schweiger sicher.

Durch eine Umstrukturierung der Finanzierung dem stetig wachsenden Aufgabengebiet und den steigenden Maßnahmenumsätzen schätzt Geschäftsführer Josef Sedlmeier die Zukunft sehr positiv ein.

Der größte Teil der für 2020 geplanten Maßnahmen konnte umgesetzt werden. Lediglich der große Block der Gewässerausbaumaßnahmen konnte aufgrund fehlender Genehmigungen nicht angepackt werden. Hier hofft  man auf das Jahr 2021.

Die klassischen Landschaftspflegemaßnahmen nahmen wieder den größten Posten sowohl kostenmäßig als auch quantitativ ein. Über 190 Einzelprojekte wurden umgesetzt. Neu waren in diesem Jahr die vielen Pflegemaßnahmen an alten Streuobstbeständen, die wir jetzt in unseren Aufgabenrahmen aufgenommen haben.

Den zweiten Platz nehmen die Pflegemaßnahmen an Gewässern ein. Insgesamt 75 Maßnahmen dienten der ökologischen Aufwertung und der Verbesserung des Abflussgeschehens. Als Novum wurden vier Gewässerumsetzungskonzepte in die Wege geleitet. Das Besondere daran ist, dass nicht einzelne Wasserläufe, sondern zusammenhängende Fließgewässer planerisch betrachtet und bearbeitet werden. Das Ergebnis wird jeweils ein Arbeitskonzept für die Verbesserung der betrachteten Gewässer sein. Dieses Konzept dient als Grundlage für die künftige Gewässerpflege.

Derzeit betreut der Landschaftspflegeverband im Auftrag des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) vier boden:ständig-Initiativen:
Schierling/Katzengraben und Aufhausen Hellkofen/Niederhinkofen/Petzkofen, Schierling/Birnbach und Thalmassing/Sandbach. Die beiden letzteren befinden sich in der Projektphase.

In der Gebietsbetreuung waren wie bisher die Schwerpunkte im Artenschutz bzw. der Betreuung gefährdeter Arten. Die Öffentlichkeitsarbeit kam aufgrund der aktuellen Pandemielage mehr oder weniger zum Stillstand. Bei den betreuten Arten handelte es sich um

  • den Gartenschläfer (Aufstellung von Wildkameras, Spurtunneln und Schläferkästen)
  • die Flussperlmuschel (Betreuung des Vorkommens, Abwehr von schädlichen Einflüssen)
  • die Knoblauchkröte bei Wörth a. d. Donau
  • die Kammmolchbestände im Frauenforst
  • die Gelbbauchunke im Donaustaufer/Kreuther Forst (Monitoring)
  • die Wildkatze (Aufsuchen mit Lockstock und Wildkamera)
  • den Nachtreiher (Schutzmaßnahmen am Sarchinger Weiher)
  • den Uhu (Fortführung des Monitorings)
  • die Wiesenbrüter Kiebitz und Brachvogel (Bestände rückläufig)

Die Heckenpflegemaßnahmen wurden wie geplant durchgeführt. Hier sieht Sedlmeier im Vergleich zu den Vorjahren eine abnehmende Tendenz, was darauf hinweist, dass mittlerweile der Großteil der förderfähigen Hecken gepflegt wurde.

Die Jahresrechnung tritt dieses Jahr aus der Reihe. Hauptgrund dafür ist die notwendige steuerliche Umstellung des Verbandes und die daraus resultierenden fehlenden Einnahmen im Bereich Eigenanteile.

Auch manche geplante Arbeiten konnte nicht angegangen werden. Hauptgründe waren viele nicht durchgeführte Gewässerpflegemaßnahmen aufgrund ungünstiger Witterung und fehlender Möglichkeiten der Aushub-Zwischenlagerung. Bei den Gewässerausbaumaßnahmen konnten die zwei großen Maßnahmen bei Rogging und bei Thalmassing aufgrund fehlender Wasserrechtsbescheide immer noch nicht begonnen werden. Diese beiden Maßnahmen machen alleine schon eine Differenz von über 400.000 € aus.

Insgesamt betrachtet waren daher in diesem Geschäftsbereich – der das Hauptvolumen des LPV darstellt – die Ausgaben bei nur 59 % des Planes.

Auf der anderen Seite die Einnahmen. Es sind Insgesamt rund 167.000 € als Verlust zu verbuchen.  Der gewichtigste Grund hierfür ist eine notwendige steuerliche Umstellung nach der bei Einnahmenseite bei den Landschaftspflegemaßnahmen der Eigenanteil der Kommunen wegfällt. Das waren in den letzten Jahren zwischen 52.000 € und 92.000 €. Um diesen Verlust auszugleichen, sieht sich der LPV gezwungen, eine Beitragserhöhung vorzunehmen. Letztlich handelt es sich aber in großen Teilen um eine Umverteilung der Zahlungen der Kommunen. Was früher über Zuzahlungen zu Maßnahmen im Gemeindegebiet geleistet wurde, wird nun in etwa als Mitgliedsbeiträge fällig. Dieses, von vielen bayerischen LPV praktizierte System, schafft sogar einen gewissen Ausgleich, indem Kommunen mit vielen wertvollen Biotopen deutlich entlastet werden. Kommunen mit vielen Einwohnern, die naturgemäß oft nicht so viele Biotope vorweisen können werden stärker belastet. Eine gewisse ausgleichende Gerechtigkeit ist daran zu sehen, dass es sich bei den letzteren oft um die deutlich finanzstärkeren handelt, deren Einwohner jedoch gerne die schöne Landschaft etwa in Kallmünz und Brennberg „in Anspruch“ nehmen. Der Verband erhofft sich dadurch für die nächsten mindestens zehn Jahre eine stabile und schlagkräftige Arbeitsweise im Sinne der Natur und des Klimaschutzes.

Der Betrag von 50 ct pro Einwohner wurde auch im Hinblick auf die Beitragsstruktur ähnlich starker Verbände im näheren Umfeld ermittelt.

Arbeitsprogramm 2021

Für das Jahr 2021 werden ca. 200 Landschaftspflegemaßnahmen in 30 Gemeinden und der Stadt Regensburg mit einem Maßnahmenvolumen von ca. 570.000 € beantragt.

Neben den bisherigen Landschaftspflegemaßnahmen wie Erst- und Nachentbuschung, Mahd sowie Hecken- und Streuobstpflanzung, wird der Erhalt der bestehenden Streuostbestände durch den Schnitt der Obstbäume gefördert. Grundlage dafür sind die Streuobstkartierungen, die innerhalb des Juradistl-Projektes durchgeführt werden. Eine Förderung ist aber im gesamten Landkreis und der Stadt möglich.

Die Förderperiode für das Juradistl-Projekt, das seit 2014 besteht, endet im Herbst 2021. Das erfolgreiche Projekt über vier Landkreise soll weitergeführt werden. Dazu wird derzeit ein Förderantrag ausgearbeitet. Das neue Projekt „Biotopverbund Juradistl“ soll aufbauend auf das bestehende Netzwerk und das bisher Erreichte ab Herbst 2021 neue Schwerpunkte im Biotopverbund für den gesamten Oberpfälzer Jura setzen. Derzeit laufen Abstimmungsgespräche mit der Regierung und dem Umweltministerium.

Parallel dazu wurde beim Bayerischen Naturschutzfonds eine Projektstelle für das „Projektmanagement Juradistl-Produkte“ beantragt. Diese Projektstelle wurde unter der Auflage, dass das Umweltministerium die Weiterführung des Projekts für die nächsten vier Jahre bewilligt, bereits genehmigt. Damit soll die Vermarktung gestärkt und die Weiterentwicklung neuer Juradistl-Produkte ermöglicht werden.

  • Juradistl-Streuobst
    Strukturkartierung der Streuobstbestände im Juradistl-Projektgebiet. In den Gemeinden Pettendorf, Pielenhofen, Brunn, Duggendorf, Wolfsegg, Holzheim am Forst. Eine Kartierung ist bisher erfolgt 2018 in den Gemeinden Kallmünz, und Hemau; 2019 in Beratzhausen, Deuerling, Laaber, Nittendorf und Sinzing.
  • Juradistl-Apfelsaft
    Im Mai 2021 wurde die Einführung des Juradistl-Apfelsaftes bekannt gegeben. Bisher wird er in einigen Getränkemärkten verkauft. Die Vermarktung soll hier etabliert werden durch den Verkauf in EDEKA-Märkten.
  • Zusammenarbeit mit weiterer Kelterei Saftliebe in Beratzhausen, Entwicklung neuer Nischenprodukte wie z. B. Juradistl-Apfelcidre, Birnenbrand
  • Vermarktung der Juradistl-Kistl

über die Regionaltheke des Landkreises, z. B. den Bio-/Regionalladen in Gonnersdorf (Ebner-Catering) 

Die Förderung der Gebietsbetreuerstelle wurde mittlerweile bis April 2024 verlängert. Der Arbeitsumfang für das Jahr bewegt im Bereich des Vorjahres. Arbeitsschwerpunkte sind

  • die Beobachtung der Kammmolchbestände
  • das Auffinden und die Beobachtung von Wildkatzen
  • eine Bestandsaufnahme von Steinkrebsen im Vorwaldgebiet

Der geplante Umfang der Gewässerpflegemaßnahmen übersteigt das Vorjahr gewaltig. Sicher können nicht alle Maßnahmen umgesetzt werden. Hier spielt die Witterung im Herbst/Winter und die Situation von geeigneten Aushub-Zwischenlagern eine große Rolle.

Mittlerweile sind für die beiden Gewässerausbaumaßnahmen Großprojekte „Rogging“ und „Pfatter bei Thalmassing“ die Wasserrechtsbescheide zugestellt worden. Die Maßnahme bei Rogging wird als Ausgleichsmaßnahme umgesetzt. Eine Maßnahme in Pfakofen ist gerade in der Antragstellung für eine Förderung mit 90 %. Hier hat sich die Warterei gelohnt, da ab heuer eine neue Richtlinie gültig ist, unter der Ausbaumaßnahmen an Gewässern mit dem erhöhten Fördersatz bezuschusst werden können.

Die boden:ständig-Konzeption Schierling/Katzengraben wird 2021 abgeschlossen. Die Begleitung der Vereinbarungen mit Grundstückseigentümern, die von temporären Flutungen bei Starkregenereignissen betroffen sind, steht noch im Fokus. Die zwei Einstaubereiche springen nur bei Starkregen an und können dann ca. 15.000 m³ Wasser und das mitgeführte Erdreich puffern.

Für die boden:ständig-Initiative in Birnbach am südlichsten Zipfel des Marktes Schierling stehen die Klärung der Realisierbarkeit von baulichen Maßnahmen mit den teilweise privaten Flächeneigentümern an. Es gibt auch eine Reihe von kommunalen Flächen, so dass für vier Maßnahmen zum dezentralen Wasser- und Bodenrückhalt bereits an der Vorbereitung der Umsetzung gearbeitet wird. Da, wie in bisher fast allen Initiativen des LPV, kein Flurneuordnungsverfahren ansteht, werden voraussichtlich einige Maßnahmen als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen realisiert. In Frage kommt evtl. auch das relativ neu vom Amt für Ländliche Entwicklung aufgelegte Programm „Flur Natur“.

Die Initiative in Hellkofen/Niederhinkofen/Petzkofen in der Gemeinde Aufhausen wird heuer abgeschlossen. Sie ist auch die einzige, in der bereits ein Flurneuordnungsverfahren läuft, so dass das Maßnahmenpaket mit einem Rückhaltevolumen von ca. 20.000 m³ Wasser in diesem Rahmen umgesetzt werden kann.

In der 2019 gestarteten boden:ständig-Initiative Sandbach in der Gemeinde Thalmassing in den Ortsteilen Ober- und Untersanding ist die Geländekartierung abgeschlossen. Die Agrarberatung zu anbauintegrierten Maßnahmen begleitet den Verband auch 2021 noch. Weiter sollen zusammen mit den Landwirten dezentrale Rückhaltungen konzipiert werden. Auf kommunalen Flächen werden bereits Maßnahmen geplant. Zum einen die Ertüchtigung einer älteren Ausgleichsfläche mit Förderung über die Wasserwirtschaft. Eine weitere Maßnahme betrifft eine geplante Ausgleichsmaßnahme der Gemeinde Obertraubling. In Abstimmung mit der UNB wird die ursprünglich als Streuobstwiese konzipierte Fläche nun teils als Feuchtgrünland umgestaltet, das als Puffer des Abflusses aus der Feldflur wirken kann. Hier führt interkommunale Zusammenarbeit zum Ziel.

Vorgespräche für weitere boden:ständig-Initiativen werden mit den Gemeinden Hagelstadt (Ortsteil Langenerling), Laaber, Alteglofsheim und Kallmünz geführt.
Unerlässlich ist es aber, die Mitwirkungsbereitschaft einer breiten Basis, insbesondere der Landwirtschaft, sicher zu stellen. Erfreulich ist, dass das Amt für Ländliche Entwicklung dem LPV die mittlerweile sehr umfangreichen begleitenden Leistungen zusätzlich in einem „Beratungsvertrag“ honorieren wird.

In der  Heckenpflege sind die Maßnahmen im Rückgang. Leider sind unter dem Programm nur Hecken aus der klassischen Flurneuordnung förderfähig. Da es – besonders im Jura und im Vorwaldbereich – auch eine große Dichte an weiteren wertvollen Heckenbeständen gibt, müssen für deren Pflege andere Möglichkeiten der Mittelaquise gefunden werden. Eine Möglichkeit wäre die Nutzung des Landschaftspflegeprogramms.

 Der größte Posten der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen ist die Maßnahme bei Rogging, die größtenteils als Ausgleich für den Neubau des Landkreisbauhofes und die neue Bausiedlung in Rogging durchgeführt wird. Ansonsten sind kleinere Ausgleichsmaßnahmen für unsere Mitgliedsgemeinden geplant. Der LPV als gemeinnütziger Verein darf hier nur in geringem Umfang tätig werden.

Für die  Aktion „Gelbes Band“ haben sich der OGV-Kreisverband, das Sachgebiet Gartenkultur und Landespflege des Landkreises und der Landschaftspflegeverband zusammengetan, um die Wertschätzung von Obst in der freien Landschaft zu fördern. Zunächst einmal erhalten alle landkreiseigenen Bäume entlang von Wander- oder sonstigen Verkehrswegen ein gelbes Band, das signalisiert, dass Früchte geerntet werden dürfen. Gleichzeitig gibt es einen Aufruf an die Gemeinden und die Obst- und Gartenbauvereine, dem Beispiel zu folgen. Der LPV  bietet seine Unterstützung und Beratung an.

Haushaltsplan 2021

Nach dem Schock über die Jahresrechnung 2020 kann hier als kleiner Lichtblick eine vorsichtig positive Entwarnung gegeben werden. Hauptsächlich durch die geplante Mitgliedsbeitragserhöhung und die geplanten Baumaßnahmen können die  Kosten gut gedeckt werden. Der Verband rechnet sogar mit einem kleinen Überschuss. Der Gesamtumsatz erreicht mit nahezu 2,2 Mio. ein neues Rekordniveau.

Sonstiges und Ausblick 2022

Im Bereich des Marktes Schierling ist ein sogenanntes Bayern Netz Naturprojekt Tal der Großen Laber bei Schierling in den Talauen der großen Laber zur Förderung der wichtigen Lebensräume für Wiesenbrüter angedacht. Dieses Projekt stellt eine Ergänzung und Erweiterung eines bereits laufenden Projektes im Landkreis Kelheim dar. Dort wird seit zwei Jahren versucht, besonders wertvolle Flächen aus der Intensivnutzung zu nehmen und ökologisch aufzuwerten. Dies soll nun auch in der Oberen und Unteren Au bei Schierling versucht werden. Wesentlicher Kernpunkt dabei ist eine intensive Zusammenarbeit mit den Landwirten vor Ort. 

Öffentlichkeitsarbeit

Ein neuer, aber kleinerer Flyer mit den wichtigsten Infos und Kontakten zum Verband wurde erstellet, da sich die meisten Menschen mittlerweile im Internet informieren. Erfreulicherweise erreichen den Verband zu seiner Homepage www.lpv-regensburg.de immer wieder sehr positive Rückmeldungen. Als weitere Funktionalität der gibt es seit diesem Jahr ein Online-Bestellformular, das bei den Juradistl-Bestellaktionen sehr gute Dienste leistet, bis hin zur Ausgabe der kompletten Bestellliste. Neben detaillierten Informationen zur Arbeit des Verbandes und seinem Angebotsspektrum werden auch regelmäßig Artikel zum aktuellen Geschehen auf die Homepage eingestellt.

Derzeit plant der Verein, seine Arbeit auch auf einem eigenen Instagram-Kanal darzustellen. Andere LPV hätten damit sehr gute Erfahrungen gemacht.

Telefon: 0941/4009 361
josef.sedlmeier@lra-regensburg.de
lpv@lra-regensburg.de

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Landschaftspflegeverband / Altmühlstr. 3 / Geschäftsstelle: Donaustauferstraße 70 / 93059 Regensburg

Geschäftsführer Josef Sedlmeier / Tel.: 0941 4009 – 361

E-Mail: lpv@lra-regensburg.de

Internet: www.lpv-regensburg.de